Helfferich, Cornelia (2014). In: Mahs, Claudia; Rentorff, Barbara; Warmuth, Anne (Hg.): Betonen – Ignorieren – Gegensteuern? Zum pädagogischen Umgang mit Geschlechtstypiken. Weinheim / Basel: Beltz Juventa, 119-132
Cornelia Helfferich zeichnet in ihrem Beitrag ein kritisches Bild. Ausgehend von der Politisierung der Gewalt gegen Frauen ab Ende der 1960er Jahre (allerdings eher international), für die Bundesrepublik eher Ende der 1970er Jahre und einhergehend mit strukturellen Rechtsreformen konzediert Helfferich, dass dennoch Gewalt gegen Frauen eher als privates Problem gesehen wurde, das mitunter zu einem faktischen Frauenproblem wurde: „… weil die Betreuung der Opfer von Frauen für Frauen geleistet wurde – über viele Jahre hinweg eher gegen gesellschaftliche Institutionen … als mit deren Unterstützung“ (S. 122-123). Im Diskurs zu Männlichkeit und Gewalt (gegen Frauen) zeichnet Helfferich den Diskurs nach, der Gewalt gegen Frauen eher als Angelegenheit marginalisierter Männer betrachtet. Männern als Opfer von Gewalt (insbesondere von Frauen, Jüngeren oder Schwächeren) wird zugleich Männlichkeit in doppelter Logik abgesprochen. Helfferich erörtert den Paradigmenwechsel häuslicher Gewalt als geschlechtsneutral und mit öffentlicher Ächtung verbunden, der sich mit dem Inkrafttreten des Gewaltschutzgesetzes durchsetzte. Mechanismen der Herabsetzung (und gleichzeitig dem Inkrafttreten spezifischer Genderrollenstereotype) werden von Helfferich sowohl den Diskursen zu Männern als Opfer wie auch Diskursen zu gewaltbereiten Mädchen (bzw. jungen Frauen) aufgezeigt, bevor sie als Fazit auf Ergebnisse eigener Studien verweist: „Beide Geschlechter trafen sich nicht in einem Gleichheits-, sondern einem Gerechtigkeitsdiskurs. Beide wollten Anerkennung: Jungen für den Status, Mädchen für ihre Rechte – und das impliziert das Zugleich von Gleichheit und Ungleichheit“ (S. 132).