Prof. Dr. Cornelia Helfferich

* 18. Juli 1951 in Hamburg – † 23. November 2021 in Freiburg. Professorin für Soziologie an der Ev. Hochschule Freiburg und Gründerin sowie

Leiterin des Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts zu Geschlechterfragen SoFFI F. im Forschungs- und Innovationsverbund an der EH Freiburg FIVE e.V. Sie wurde 2017 emeritiert

Photo ©  Marc Doradzillo |  2014

Akademischer Werdegang

Cornelia Helfferich studierte Soziologie, Philosophie und Psychologie in Göttingen und anschließend Soziologie und Mathematik in Freiburg. 1979 schloss sie ihr Studium mit Magister in beiden Hauptfächern ab. Ab 1983 erfolgten erste Forschungsprojekte bei GESOMED und am Institut für medizinische Soziologie der Universität Freiburg zu Mädchen- und Frauengesundheit, zu Suchtverhalten Jugendlicher unter Geschlechterperspektive und zu ungewollten Schwangerschaften. Erste Forschungsfragen wurden um qualitative Forschungsmethoden erweitert.

1990 promovierte Cornelia Helfferich am Soziologischen Institut zum Thema der Entwicklung von Geschlechtsidentitäten bei Jugendlichen. Die Dissertation erschien 1994 in überarbeiteter Fassung mit dem Titel „Jugend, Körper und Geschlecht. Die Suche nach sexueller Identität“. Zum Inhalt: Jugendliches Risikoverhalten wurde bis in die 80er Jahre weitgehend mit männlichem Jugendverhalten gleichgesetzt. Doch Rauchen, Trinken oder illegaler Drogenkonsum werden als naheliegende Verhaltensmöglichkeiten von Mädchen und Jungen genutzt. „Sie machen Sinn als Aspekte eines Prozesses, in dem Mädchen und Jungen unter- und aneinander Geschlechtsidentität symbolisieren und inszenieren, Räume für Erfahrung und deren Bewältigung erobern, sich in eigenen Initiationsriten Entlastung verschaffen – und mit dem heißen Eisen Sexualität umgehen. In diesen imaginären Lösungsversuchen sind Rebellion und Anpassung, Zwänge und Wünsche eng miteinander verzahnt.“ (aus: Jugend, Körper und Geschlecht. Klappentext)

Auch beim Thema Public Health dominierte bis in die 90er Jahren vor allem der Blick auf das Gesundheitsverhalten von Männern. Wissenschaftlerinnen forderten, dass auch das Gesundheitsverhalten von Frauen einer Analyse unterzogen wird. Zwischen 1996 und 2001 entstand der erste Frauengesundheitsbericht für Deutschland. Die Besonderheit dieses Berichtes war, dass die Lage der Frauen in Ost- und in Westdeutschland gesondert untersucht wurden und so Differenzen im Alltäglichen der Frauen in Ost und West deutlich wurden. Cornelia Helfferich bearbeitete im ersten Frauengesundheitsbericht den Abschnitt zu reproduktiver Gesundheit.

Seit 1995 lehrte Cornelia Helfferichs als Professorin für Soziologie an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Von 1998 bis 2007 war sie als Prorektorin mit der Umsetzung des Bologna-Prozesses betraut. In diese Zeit fiel auch die Reform der Studien- und Prüfungsordnung sowie die Verankerung von Evaluation und Qualitätssicherung der Lehre an der Hochschule.

Von 2003 bis 2007 war Sie zudem Dekanin des Fachbereichs „Management, Bildung und Organisation“ an der EH Freiburg und von 2007 bis 2016 leitete sie den forschungsorientierten Masterstudiengang Soziale Arbeit.

2007 wurde Cornelia Helfferich für ihr wissenschaftliches Werk mit dem Helge-Pross-Preis der Universität Siegen ausgezeichnet. Der Preis ehrt Wissenschaftler*innen für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Familien- und Geschlechterforschung. (Laudatio: Trutz von Trotha)(Helge-Pross-Preis)

 

Im Sommersemester 2012 lehrte Cornelia Helfferich als Gender-Gastprofessorin an der Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften.
Weitere Lehrtätigkeiten 1998 bis 2021 an der Universität Freiburg, Universität Zürich und an der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Cornelia Helfferich habilitierte im Sommer 2013 im Fach Soziologie an der Universität Freiburg. Ihre Habilitationsschrift „Geschlechterbeziehungen im Lebenslauf: Von der ersten Liebe bis zum letzten Kind. Grundlegung einer Soziologie der Familienplanung als biographisches Handeln“ publizierte sie in überarbeiteter und erweiterten Fassung 2017 unter dem Titel „Familie und Geschlecht.“ Diese Publikation war gleichzeitig die theoretische Einbettung der Ergebnisse ihrer über zwei Jahrzehnte verfolgten Forschungen im Auftrag der BZgA zu Familienplanung unter Geschlechterperspektive.
Zum Inhalt: „Die Konstitution von Familie konstituiert Geschlecht und umgekehrt. Wenn man das nicht sieht, versteht man das soziale Phänomen Familie nur unzureichend und übersieht wesentliche Bedingungen für die Reproduktion von Geschlechterungleichheit. Die Geschlechterperspektive hat das Potential, die Familiensoziologie in einen neuen Rahmen zu stellen und sie auf der Basis neuer Grundlagen weiterzuentwickeln.“ (aus: Familie und Geschlecht, S.9 Vorwort

Tätigkeit in Panels, Boards und individuelle wissenschaftliche Expertenaktivitäten

  • Europäisches Netzwerk Gender Based Violence (seit 2010, ENGV)
  • Beirätin der „Bundesweite Initiative zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs“ (seit 2016, BZgA)
  • Mitglied der Ad hoc Kommission „Sexualethik“ der Evangelischen Kirche Deutschlands (2012-2016)
  • Mitglied in der AG “Datenschutz und qualitative Sozialforschung” des Rats für Sozialwissenschaftliche Daten beim DIW, Berlin (2013-2014)
  • Mitglied der Sachverständigenkommission zur Erstellung des Ersten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung (BMFSF) (2009-2011)
  • Mitglied der Ständigen Akkreditierungskommission SAK der Zentralen Evaluations- und Akkreditierungsagentur ZEvA, Hannover (2007-2017)
  • Mitglied der Förderkommission “Gender und Soziale Arbeit” des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (2001-2017)
  • Mitherausgeberin (2000-2006), dann Beirätin (2006-2018) der Zeitschrift Gender
  • Vorsitzende des Vereins IQS, Institut für Qualitative Sozialforschung Freiburg e.V. (2006-2013)
  • Mitglied der Kommission für die Institutionalisierung von Frauen- und Geschlechterforschung im Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg 1998 – ????)

Wissenschaftliche Beirätin verschiedener Forschungsprojekte (Auswahl)

  • Wohnungslosigkeit und Gesundheit (tifs)
  • „Kinderlose Frauen und Männer: Gründe für ungewollte und gewollte Kinderlosigkeit und gesellschaftliche Akzeptanz“ (BMFSF)
  • „Leben in verschiedenen Welten!? Schwangerenberatung des Deutschen Caritasverbands“ (Caritas)
  • „Women and Gynaecology in Evaluation” (Universität Basel)