Nicht nur kleine Machos – Männlichkeit und Herstellung von Überlegenheit bei 13- bis 15ährigen Hauptschülern

Helfferich, Cornelia (2012): In: Fenske, Uta / Schuhen, Gregor (Hg.): Ambivalente Männlichkeit(en). Maskulinitätsdiskurse aus interdisziplinärer Perspektive. Opladen / Berlin /Toronto: Barbara Budrich, 61-82

Anhand empirischer Forschungsergebnisse unterscheidet die Verfasserin in den Beschreibungen der unter jungen Männern herausgebildeten subordinierten oder lokal hegemonialen Männlichkeit drei Stränge und Kontexte von Männlichkeitsinszenierungen: (1) Es wird eine Position des Hüters der Ordnung nach dem Bild der patriarchalen Erziehungsmacht beansprucht. (2) Männlichkeit wird kollektiv als Coolness und Bildungsdistanz konstruiert; Bildungsaffinität gilt als unmännlich. Gleichzeitig ist den Jugendlichen klar, dass diese Männlichkeitskonstruktion – anders als zu Zeiten, als es noch strukturierte Einmündungswege in eine erwachsene, männliche “Arbeiterwelt” gab – keine Zukunftsaussichten hat und sie keinen Anschluss für eine spätere Ernährerrolle bietet. (3) Männlichkeit wird über Abwertung der Mädchen konstruiert. Das ermöglicht nicht den gewünschten Zugang zu Mädchen und gibt auch keine Grundlage für eine spätere Familienbeziehung ab. Annäherungen können Kompromisse sein, wenn die Männlichkeitspräsentation in der sozialen Arena der Peers eine andere ist als in der intimen Zweierbeziehung. Am Zukunftshorizont zeichnen sich weder ein guter Job, noch sich bereitwillig unterwerfende Mädchen ab. Dass kein guter Job wartet, wird beantwortet mit der Herstellung von lokaler Überlegenheit im Verhältnis zur Mittelschicht-Männlichkeit. Das allerdings verhilft gerade nicht zu einem Ernährer-Einkommen im Erwachsenenalter. Und die Macht der Mädchen erzwingt Kompromisse in den Entwürfen erwachsener Männlichkeit, die die überlegenen Identifikationen als Ernährer und Beschützer so weit wie möglich wahren, die aber gleichwohl den Ansprüchen der Frauen nach gleichen Rechten entgegenkommen.