Qualitative Einzelinterviews zu Gewalt. Die Gestaltung der Erhebungssituation und Auswertungsmöglichkeiten.

Helfferich, Cornelia (2015): In: Helfferich, Cornelia; Kavemann, Barbara; Kindler, Heinz (Hg.): Forschungsmanual Gewalt. Grundlagen der empirischen Erhebung von Gewalt in Paarbeziehungen und sexualisierter Gewalt. Wiesbaden: VS Springer Fachmedien, 121 -142

Qualitative Einzelinterviews bieten ein für viele Fragestellungen der Opfer-, Täter- oder Zeugenschaft gut auswertbares Material. Bei einer nicht zu strukturierten Interviewführung haben die Interviewten genug Raum, um ihre eigene Sichtweise zu entfalten. So können subjektive Sichtweisen in ihrer Vielfalt abgebildet und zu Mustern geordnet und gruppiert werden (Typenbildung). Auswertungen können sowohl die Inhalte als das, was erzählt wurde, aufnehmen, als auch über eine Analyse dessen, wie erzählt wurde, hermeneutisch-rekonstruktiv Sinn herausarbeiten. Hermeneutisch ausgewertet, bieten qualitative Einzelinterviews einen besonderen Zugang zum Verständnis, wie Machtrelationen und Gewaltbeziehungen der Geschlechter, die im Kern der hier ausgewählten Gewaltformen stehen, konstituiert und aufrechterhalten werden. Der Beitrag geht auf methodologische Besonderheiten der qualitativen Gewaltforschung ein und diskutiert Probleme und „best practice“ der Stichprobengewinnung, der Gestaltung der Interviewsituation und der Leitfadenerstellung. Zwei ergiebige, konversationsanalytische orientierte, hermeneutische Auswertungsvorgehen werden vorgestellt.