Mental Maps und Narrative Raumkarten – Erhebung und Auswertung

Helfferich, Cornelia (2014): In: Bischoff, Christine / Oehme-Jüngling, Karoline / Leimgruber, Walter (Hg.): Methoden der Kulturanthropologie. Bern, Stuttgart, Wien: UTB, 241 – 256

Eine spontan gezeichnete Landkarte als kartierter Raum gibt wieder, wie ein Mensch eine räumliche Umgebung erlebt oder sie sich vorstellt, ohne dass ihm diese Vorstellungen bewusst sein müssen und versprachlicht werden könnten. Dies nutzt die Forschungsmethode der Mental Maps oder der Subjektiven Landkarten, bei der Menschen aufgefordert werden, spontan eine Karte einer Region, einen Stadtplan oder Ähnliches (allgemein: eine Raumkarte) zu zeichnen, um so räumliche Vorstellungen sichtbar zu machen. Die Zeichnungen sind Daten, die ausgewertet werden können, denn wie ein Text stellt eine Raumkarte eine nichtzufällige, sinnhafte Anordnung von Symbolen dar. Sie geben zum Beispiel Auskunft über das subjektive Konzept des Raums mit Aspekten wie der Relevanz bestimmter räumlicher Einheiten, deren Relationen – also der Nähe und Distanz von gezeichneten Einheiten -, der Größenverhältnisse, Grenzen und Verbindungen. Da menschliche Vorstellungen von der Welt immer auch eine räumliche Dimension haben, hat die Methode ein breites Anwendungsfeld. Das Vorgehen gehört zu den qualitativen, visuellen Methoden der empirischen Forschung. Die für die Karten übliche Bezeichnung >>Mental Maps<< wird von mehreren Disziplinen verwendet, die an unterschiedlichen Aspekten von Raumwahrnehmung, Raumerfahrung und Raumverhalten interessiert sind. Im Rahmen der Kulturanthropologie ist die Kombination der Methode mit anderen, vor allem versprachlichenden Verfahren sinnvoll.