Jugend, Körper und Geschlecht – die Suche nach sexueller Identität

Helfferich, Cornelia (1994). Opladen: Leske + Budrich

Die Erkenntnis, daß es männliche und weibliche Jugendliche gibt, hat sich inzwischen weitgehend durchgesetzt, zumindest bekunden viele Wissenschaftler gutwillig die Absicht, in ihren Arbeiten Mädchen und Jungen „gleichermaßen zu berücksichtigen“ (Hurrelmann et al. 1985a, 9; vgl. Erben et al. 1986, 32).

Es sieht ganz so aus, als ob die Jugendsoziologie und die Gesundheitsforschung die Mädchen „entdeckt“ haben (Ostner 1986, Helfferich 1989b). Aber die Erklärungen für das, was an Ergebnissen bei diesen Bemühungen herausgekommen ist, können nicht so recht zufriedenstellen.

Mit einer oft nur schlecht verhohlenen Hilflosigkeit, wie denn die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Mädchen und Jungen, die man gefunden hat, theoretisch einzuordnen sind, wird auf platte Vorstellungen von „Geschlechtsrollenverhalten“ zurückgegriffen oder die Biologie bemüht – was nichts anderes bedeutet als eine Bilanz nach dem Schema: Es ist so, weil es so ist. Oder aber es wird erleichtert festgestellt, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern seien dabei zu verschwinden – der Erklärungsnotstand habe sich also von selbst erledigt.