Helfferich, Cornelia (2003). In: wohnungslos, 1 45.Jg., 5-10
„Trauma“ und “Traumatisierung“ – neue Begrifflichkeiten sind in der Diskussion um Gewalt im Geschlechterverhältnis aufgetaucht und erfreuen sich sofort einer gewissen Beliebtheit als Zauberworte oder Verständigungscodes, wie etwa auch „Gender Mainstreaming“ statt „Frau-enförderung“ oder „Work-Life-Balance“ statt „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Ge-meinsam haben diese neuen Begriffe einen hohen Anspruch, modern und international (da ausdem Englischen entlehnt) zu sein, bei gleichzeitig diffusem Inhalt und die Anwendbarkeit auf unterschiedliche Kontexte und Frauen und Männer. Der Trauma- oder Traumatisierungs-Begriff hat eine längere Geschichte; heute wird er im Zusammenhang mit dem Erleben von Krieg und Folter oder interpersoneller Gewalt sowie von extremen Krankheitserfahrungen oder Katastrophen. Doch wird damit nur alter Wein in neue Schläuche gefüllt? Was unterscheidet Arbeit mit traumatisierten wohnungslosen Frauen von der Arbeit mit wohnungslosenFrauen, die Gewalt erfahren haben und von der Arbeit mit wohnungslosen Frauen allgemein?