Familie im Leben von Männern – fremde Welt und/oder vertraute Nähe?

Helfferich, Cornelia (2006) : In: Männer und Familie! Fachtagung der eaf 2006, 16-29

In unseren Forschungen zu Familie und Familienplanung im Lebenslauf von Männern stoßen wir immer wieder auf widersprüchliche Bedeutungen von Familie im Leben von Männern, auf ein Zusammengehen von Gleichheitsvorstellungen und Asymmetrien in den Beziehungen, von – wie im Titel aufgegriffen – Fremdheit und Nähe. Fremdheit ist dabei eine soziale Kategorie. Man kann Familie und den Berufsbereich unter anderem als „Territorien“, als soziale Bewegungsräume sehen11 und fragen, wer – Männer oder Frauen – sich dort bewegt und wie welche Bereiche geschlechtskonnotiert, d. h. einem der beiden Geschlechter exklusiv zugeschrieben sind. Aus der Perspektive von Männern sind solche Territorien „fremd“, die weiblich konnotiert sind, in denen also Frauen unter sich sind, in denen Verständigungsformen etabliert sind, die für Frauen selbstverständlich, für Männer aber wenig nachvollziehbar sind, und in denen Männern höchstens der Status als Gast zugewiesen wird. Es gibt Teilbereiche in dem Familienthema, die Männer auch heute so unzugänglich erleben wie Sigmund Freud seinerzeit die Frau insgesamt: Er verglich die Frau mit einem „dunklen Kontinent“ und rätselte: „Was will das Weib?“ Die Fremdheit von Familie und Familienplanung für Männer korrespondiert also mit der traditionellen Aufteilung der Welt in weibliche und männliche Territorien, wobei die alltagstäglichen Handlungsvollzüge der Familienarbeit und Familienplanung häufig als „unmännlich“ gelten bzw. galten und damit weibliches Territorium sind bzw. waren. Familie muss aber nicht Männern fremd sein, denn wie gesagt: Fremdheit ist eine soziale Kategorie.

https://www.eaf-bund.de/documents/Dokumentationen/2006_Doku_Maenner_und_Familie.pdf