Helfferich, Cornelia (2013): In: Bundesgesundheitsblatt, Schwerpunktheft „Sexuelle und reproduktive Gesundheit“, 56 (2), 192-198
Die Definition von reproduktiver Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) begründet sog. „reproduktive“ Rechte für Frauen und Männer und insbesondere das Recht, frei entscheiden zu können, ob sie Kinder, wann sie Kinder und wie viele Kinder sie haben. Im vorliegenden Beitrag wird die Umsetzung dieser Rechte bezogen auf ausgewählte Aspekte der Familienplanung in Deutschland bilanziert. Aus unterschiedlichen empirischen Erhebungen und offiziellen Registern werden Ergebnisse zu Kinderwunsch und Geburten, Empfängnisverhütung und Schwangerschaftsabbrüchen zusammengestellt und soziale Einflüsse auf die reproduktive Gesundheit (Bildung, Migrationshintergrund) diskutiert. Die Bilanz zeigt einen hohen Stand bezogen auf die Informiertheit und den Zugang zu Kontrazeptiva, aber auch Handlungs- und teilweise Forschungsbedarf: Zum einen werden mehr Kinder gewünscht, als tatsächlich geboren werden, und Kinderwünsche werden zurückgestellt, zweitens sollten die Zahl und die Rate von Schwangerschaftsabbrüchen weiter verringert werden, und drittens ist den sozialen Determinanten, die z. B. den Zugang zur Verhütung erschweren, mehr Aufmerksamkeit zu widmen, und spezifische Bedarfe von Migrantinnen sind stärker zu berücksichtigen.